Prof. Michael Hartmann – Warum werden durch die „Globalisierung“ die Reichen immer reicher? (28:52)

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Inhalt

Die Ungleichheit nimmt deutlich zu

Abstract

Prof. Dr. Michael Hartmann, Soziologe und meines Wissens der einzige Eliteforscher in Deutschland äußert sich über Recht und Gerechtigkeit sowie über die Entwicklungen in Deutschland seit dem Jahr 2000.

Gibt es eine Definition von Gerechtigkeit? Wie wirken sich die Entwicklungen der letzten Jahre aus? Welchen Einfluss hat die Globalisierung?

 

Beschreibung

 

Gerechtigkeitsempfinden

Gerechtigkeit lässt sich nicht wissenschaftlich definieren. Das Gerechtigkeitsgefühl variiert in den verschiedenen Ländern stark und hängt von den Traditionen bzw. dem ab, woran sich die Menschen gewöhnt haben.

Eine schnelle Veränderung der Verhältnisse, wie sie vor allem in den Jahren von 2000 bis 2013 stattgefunden hat, führt allerdings zu einem Gefühl der Ungerechtigkeit, dass sich inzwischen bei 75% der Bevölkerung eingestellt hat. In den 400 wichtigsten Machtpositionen urteilen die Menschen laut Umfrage in etwa entgegengesetzt. Ca. 66% sin der Meinung, dass die aktuellen Verhältnisse gerecht sind.

Im Jahr 2000 verdienten die Top-Manager der DAX-Konzerne noch ca. das 14-fache des Durschnittsverdienstes der Belegschaft. 2013 war es bereits das 54-fache!

Ursachen sind vor allem die rot-grünen Reformen in den Jahren 2000-2005 aber z. B. auch der sinkende Einfluss der Gewerkschaften.

 

Das Globalisierungsargument

Als Rechtfertigung für die Spitzengehälter wird häufig angeführt, dass für solche Positionen nur wenige Menschen in Frage kommen, die bei geringerer Bezahlung ins Ausland abwandern würden. In der Realität lässt sich das jedoch kaum beobachten, da es nur sehr wenige ausländische Spitzen-Manager in deutschen Unternehmen gibt und das ist in anderen Ländern genauso.

Die Globalisierung wird auch häufig als Argument verwendet, um bestimmte politische Interessen durchzusetzen.

So sank durch die rot-grünen Steuerreformen in den Jahren 2000 bis 2005 die effektive Steuerlast der 65 reichsten Deutschen von über 48% auf unter 29%. Im Schnitt haben sie pro Jahr ca. 64 Millionen Euro Steuern gespart, was sich nicht mit einem Globalisierungsdurck erklären lässt.

 

Hartz IV

Hartz IV hat nicht das erreicht was es erreichen sollte, nämlich die Langzeitarbeitslosen wieder in Beschäftigung zu bringen. Viele Studien stellen hier keine Veränderung fest, einige sogar eine Verschlechterung. Stattdessen hat Hartz IV einen riesigen Niedriglohnsektor geschaffen. Ca. 23% der Arbeitnehmer arbeiten im Niedriglohnsektor und sind damit unmittelbar von Altersarmut bedroht.

Ca. 11% arbeiten für max. 7 EUR/Std. brutto, was einem Bruttoverdienst von 933 EUR/Monat entspricht.

 

Sozialkürzungen wegen der Staatsschulden

Die Staatsschulden sind vor allem wegen der Finanzkrise so stark gewachsen. Die hohen Vermögen wurden durch die Bankenrettung verschont. Die Kosten werden durch die Steuern der Allgemeinheit bezahlt sowie durch eine Kürzung der Sozialetats.

Man hätte stattdessen einige Banken pleite gehen lassen und andererseits die Verursacher stärker an den Kosten beteiligen können.

Die Sozialquote (Sozialausgaben im Verhältnis zum BIP (Bruttoinlandsprodukt)) sind seit den 70er Jahren relativ konstant bei ca. 30%.

 

Auswirkungen auf die Demokratie

Bei anhaltendem Gefühl von Ungerechtigkeit wendet sich die Bevölkerung ab, was sich u. A. in der Wahlbeteiligung ausdrückt.

In Wahlkreisen, die eher als sozialer Brennpunkt gelten, ist die Wahlbeteiligung von über 80% auf etwa 30-50% zurückgegangen!

Auch in Parteien sinkt die Beteiligung der Einkommensschwächeren von ursprünglich 5-7% auf 1,5%.

 

Bewertung

Ein sehr interessantes Interview mit einigen Zahlen, die mein Gefühl von wachsender Ungerechtigkeit untermauern. Das Argument des Globalisierungsdrucks wird ein wenig entkräftet. Stattdessen stellt es sich so dar, dass  die Globalisierung gern als Argument genutzt wird, um bestimmte Interessen zu bedienen.

Ursprünglich hätte ich den Beitrag bei 4-5 Sternen gesehen. Nachdem ich die Beschreibung erstellt habe, kann ich aber doch nur 3 Sterne vergeben: Interessantes Video, aber zu wenig fundamentale Erkenntnisse und mit ca. 30 Min. Laufzeit im Verhältnis dazu zu lang.

Prof. Hartmann ist aber ein interessanter Mensch, den es sich sicher lohnt, in anderen Beiträgen anzusehen. Es ist ein wenig schade, das hier relativ wenig über Eliten gesagt wird, obwohl dies eines seiner Forschungsschwerpunkte war (seit 2014 ist er lt. Wikipedia nicht mehr als Professor an der TU Darmstadt tätig).

 

Erkenntnisse

Für mich waren die Zahlen sehr interessant, an denen sich die wachsende Ungleichheit zeigen lässt.

Sorge macht mir aber auch die Auswirkung lang anhaltender Ungerechtigkeit auf die Demokratie:

Anstatt dagegen anzukämpfen, was definitiv möglich wäre, sind die meisten Betroffenen offenbar entmutigt und geben auf. In Kenntnis solcher Studien ist es natürlich für die Eliten ein Leichtes, solche Effekte gezielt für sich zu nutzen. D. h. man kann als Politiker bewusst die Interessen der Oberschicht befriedigen, ohne dass nennenswerte Konsequenzen daraus erwachsen. Obendrein kann man sich eines lukrativen Jobs in der Wirtschaft sicher sein, nachdem man das Amt als Politiker niedergelegt hat.

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